Rosen haben mich, Anne, schon immer fasziniert. Als ich Anfang der 2000er Jahre drei Schösslinge von historischen Rosen geschenkt bekam und diese dann im Folgejahr erstmals in unserem Garten blühten, erwachte mein Wunsch, mehr über diese uralten Sorten mit ihren wunderschönen Namen und geheimnisvollen Geschichten zu erfahren. Ich habe jede Menge Fachliteratur gelesen, so auch die Beschreibungen alter Fundrosen von Gerda Nissen, die eine passionierte "Rosensucherin" in Nordfriesland war. Mittlerweile verfüge ich über eine stattliche Sammlung an historischen Strauch- und Ramblerrosen. Zu einer Zeit, als diese Rosen nur selten in Rosenschulen zu erwerben waren, habe ich deutschlandweit von privaten Gartenfreunden Schösslinge erworben oder getauscht und dabei so manche Rarität in unserem Garten angesiedelt. Ich bezeichne diese Rosen, die vor 1867 gezüchtet wurden und die es teilweise schon mehrere Jahrhunderte gibt, gerne als lebendige Antiquitäten und gebe sie an andere Rosensammler*innen weiter. Die historischen Rosen zeichnen sich aus durch ihre robuste Gesundheit und Bescheidenheit, was Bodenbeschaffenheit und Lichtverhältnisse angeht. Da sie wurzelecht sind, sind sie praktisch unverwüstlich und trotzen stärksten Frösten. Die "Königin der Blumen" entfaltet ihren besonderen Charme erst durch ihren Hofstaat, den ich in Form von blühenden Stauden in ihre Nachbarschaft setze. So beherbergt unser Garten mittlerweile sehr viele winterharte Stauden, die das Gesamtbild harmonisch vervollständigen und gleichzeitig ein wichtiger Teil für ein natürliches Ökosystem sind, in dem Insekten und Vögel Nahrung und Unterschlupf finden.
Unser Garten hat in den letzten vierzig Jahren sein Erscheinungsbild stets verändert. Zunächst war er mehr ein Spielgarten für unsere Kinder mit Schaukel, Klettergerüst und Sandkiste. Auch ein kleiner Gemüsegarten gehörte dazu. Von vielen Pflanzen haben wir uns verabschiedet und gelernt, dass es Tannen, Heidegärten und Rhododendron in unserer Wesermarsch-Erde nicht gefällt. Versuch und Irrtum sind ein Prinzip des Gärtnerns, ebenso viel Geduld und Beobachtung.
Die eher geometrischen Formen unseres ehemaligen Gartens haben sich aufgelöst. Es sind verschiedene Sichtachsen entstanden, die dem Betrachter immer wieder neue Einblicke ermöglichen. Aufgelockert wird das Ganze durch zwei Inselbeete mit Rosen und Stauden. Spielgeräte gibt es keine mehr, auch der Gemüseanbau beschränkt sich auf ein Gewächshaus mit Tomaten, Gurken und Paprika und zwei Hochbeete. Verschiedene Sitzecken laden zum Verweilen und Schauen ein. Ein kleiner Gartenteich sorgt nahe am Haus für ein besonderes Kleinklima.
Auch ein kleiner Garten produziert überzählige Ableger von Stauden; die wurzelechten historischen Rosen schicken immer mal wieder ihre Schösslinge in díe Beete, die wir dann topfen. Diese Pflanzen geben wir gern an andere Gartenliebhaber gegen eine Spende ab. Das gesammelte Geld fließt in die Arbeit mit benachteiligten Kindern.
Eigentlich immer stehen seltene historische Rosen in Töpfen zur "Adoption" bereit, sollte eine Lieblingssorte nicht vorhanden sein, kann sie für das folgende Gartenjahr reserviert werden.
Wir werden unseren Garten in diesem Jahr am 15. und 16. Juni 2024 in der Zeit von 10.00 bis 18.00 Uhr öffnen und freuen uns auf regen Austausch mit vielen netten Besucher*innen und Gartenfreund*innen.
Gerne öffnen wir unseren Garten im Juni für Interessierte auch nach den offiziellen Öffnungstagen, dann aber nach telefonischer Anmeldung.